Es ist für mich eine besondere Ehre und grosse Freude, die heute hier im Stadthaus von Unterseen beginnende Lucas Sithole Gedenkausstellung eröffnen zu dürfen.
Lucas Sithole gehört zweifellos zu den herausragenden Vertretern der zeitgenössischen südafrikanischen Kunst. Schon früh hatte er sich in seinem Schaffen auf die Suche nach der afrikanischen Seele gemacht und sich damit von der etablierten westlich orientierten Kunst abgesetzt, die bis in die 70er Jahre hinein das kulturelle Leben in Südafrika prägte.
Ausgestattet mit aussergewöhnlichem Talent und dem Drang, eine Brücke von afrikanischer Tradition zu afrikanischer Moderne zu schlagen, hat er mit zahlreichen grossartigen Werken - von denen einige hier zu sehen sein werden - dazu beigetragen, dem Kunstverständnis in meinem Land eine neue Richtung zu geben und neue künstlerische Inhalte zu vermitteln.
Nicht zuletzt seiner Arbeit und seinem Werk ist es zu danken, dass die Akademien und Kunstschulen meines Landes, Museen und Galerien, Kunstschaffende und Kunstkritiker, erkannten, dass der Beitrag der schwarzen Künstler und Künstlerinnen in Südafrika als Folge von Eurozentrismus und unseliger Apartheid weitgehend vernachlässigt worden war und dass die Kunstgeschichte meines Landes und des gesamten Subkontinents neu geschrieben werden müsse. Wenn wir nun feststellen, dass es Lucas Sithole mit seinem Oeuvre auf wunderbare Weise gelungen ist, dem Publikum in meinem Land das indigene Erbe der zeitgenössischen Kunst bewusst zu machen, dann ist es sicher auch keine Übertreibung, dass wir ihn heute als einen der Väter einer eigenständigen, vom kolonialen Erbe abgenabelten südafrikanischen Kunst feiern.
Sein viel zu früher Tod im Mai vergangenen Jahres hat uns und die Kunstliebhaber in aller Welt um eines der grössten Talente authentischer, moderner afrikanischen Kunst beraubt.
Um so mehr möchte ich an dieser Stelle der Galerie der Kunstsammlung Unterseen und The Haenggi Foundation für ihr verdienstvolles Bemühen danken, diese einzigartige Ausstellung hier in der Schweiz möglich gemacht zu haben.
Ich darf Sie nun einladen Lucas Sitholes wunderbare Synthese aus afrikanischer Tradition und Moderne für sich selbst zu entdecken.